Lieber, naja, eher böser,
gesamter in Meinungsfreiheit getarnter Hass-Mob!
Eure Kommentare sind wirklich
sehr herzergreifend und so philosophisch, dass es mich wundert, woher ihr solch
hoch komplexe Gedanken aufsammelt. Ich frage mich, ob ihr dieses Gefühl kennt,
man nennt es „Mitgefühl“, das die Anteilnahme am Leid anderer beschreibt. Nur
weil ihr es nicht nachvollziehen könnt, wie sich wohl maximales Leid anfühlt
und wohl noch nie Kontakt zu „Ausländern“ hattet, glaubt ihr wohl, dass ihr
euch als vermeintliche „Übermenschen“ alles leisten könnt. Ihr selbst sitzt in
einem warmen und gemütlichen Raum, mit einer Tasse Kaffee in der Hand – ja alleine
diese Tatsache zeigt, dass es euch so richtig gut geht. Euer größtes Problem
ist sicherlich, dass ihr keine Cola zu eurer Pizza trinken könnt oder in der
Bahn keinen Sitzplatz bekommt. Wie bedauerlich! Und wieso könnt ihr keine Cola
trinken und keinen Platz in der Bahn bekommen? Ja genau, alles wegen den
Flüchtlingen! Die nehmen doch sowieso alles weg. Das tut mir so leid! Das
Problem eines Egomanen, pardon /Egomanin
(nicht zu vergessen - denn sonst werden wir armen Frauen wieder so
benachteiligt - als gäbe es keine anderen Probleme auf dieser Welt) ist das Teilen und die Gunst. Jetzt müssen wir uns hier den
Asphalt und die Luft mit den Flüchtlingen teilen. Keine Ahnung, wo die alle her
kommen. Ob die wohl so etwas wie Sitte und Moral kennen? Wohl kaum! Sonst
würden sie ja nicht so dreist sein und alles wegnehmen! Sie kommen, laufen auf
dich zu und nehmen dir das Brot aus deiner Hand, gönnen sich einen großzügigen Bissen,
schmatzen und schauen dir dabei frech ins Gesicht. Ganz genau. Das sind die
Flüchtlinge. Nur aus diesem Grund kommen sie zu uns: um uns alles wegzunehmen.
Ich schaue jeden Tag auf meinen Parkplatz, um sicher zu gehen, ob unser
Auto noch da steht. Man weiß ja nie, ob ein Flüchtling kommt und damit weg
fährt und dann zu meinem Arbeitsplatz fährt und sich dort einnistet. Ja, ja...
Jetzt mal im Ernst: Menschen
verkaufen teilweise ihre Türen und Fenster, um ihre Reise nach Europa zu
bezahlen. Glaubt ihr etwa, dass machen diese Menschen aus Jux und Langeweile? Diese
Menschen haben Kinder und möchten ihren Kindern eine Perspektive bieten. So,
wie es jede Mutter und jeder Vater für die eigenen Kinder tun möchte. Es ist
wohl ein Urinstinkt des Menschen, dem Kind etwas Gutes bieten zu wollen, dem
Kind das Beste zu geben, etwas zu geben, das man selbst nicht haben konnte.
Wirtschaftsflüchtlinge kommen auch nur, damit sie ihren Kindern, die sie auch
mit großen Augen anschauen, weil sie etwas haben möchten, etwas geben möchten –
wenigstens etwas. Kriegsflüchtlinge kommen auch nur, damit sie ihren Kindern
Frieden geben können. Den Frieden, den sie in ihren Ländern nirgends finden.
Diese Menschen steigen auch nur in die Boote, da das Meer sicherer scheint als
das Land. Wie fühlen wir uns, wenn ein Kind, wenn nicht gar das eigene, uns
anschaut, weil es etwas haben möchte? Wir versuchen es diesem Kind zu geben.
Wir versuchen diesem Kind ein Lächeln auf das unschuldige Gesicht zu zaubern.
Im Grunde geht es hier doch nur um die Kinder. Kinder sind die Zukunft. Und die
Zukunft ungewiss. Ungewissheit bereitet Angst. Wir sollten diese Angst bekämpfen,
indem wir uns solidarisieren und eine Kette bilden, die weder durch Hass noch
Hetze zerstört werden kann.
Diese hasserfüllten Menschen haben wohl eine ganz andere Beziehung zu Flüchtlingen, die wir niemals nachvollziehen werden. Doch
ich bin mir sicher, dass diese Menschen eigentlich im Kern alles andere stört
als die Ankunft von Menschen, die Hilfe benötigen und von Krieg und Elend
flüchten müssen und hier Zuflucht suchen. Sie bemerken es nur nicht. Es ist die pure Unsicherheit, die ans Tageslicht tritt. Im Grunde wird doch nur ein Sündenbock gesucht!
Es ist nur eine Frage der Zeit
und die Menschen schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein, weil sie im Grunde
genervt sind. Genervt von sich selbst. Denn wann waren Menschen denn schon je
vollkommen zufrieden?
P.S.: Eine ungarische
Kamerafrau zeigt, wie ungeniert Menschen sein können. Sie stellte einem "Flüchtlingsvater" mit einem Kind im Arm das Bein und fällt auf der Weltbühne selbst
zu Boden. Standing ovation.