Mit
den „besorgten Bürgern“ nimmt die Anhängerschaft der Pegida zunehmend zu und
die Politiker, und mit im Boot die Demokratie, bewegen sich so langsam aber
sicher an den Hafen der absoluten Unsicherheit. Frau Merkel, aus einer
wohlgemerkt christlichen Partei, wird zu viel Gutmütigkeit vorgeworfen. Denn
politische Entscheidungen würden nicht mit dem Herzen, sondern mit Verstand
geführt werden – so die Mehrheit der CDU-Mitglieder selbst. Ganz genau, denn das
Grundgesetz ist zwar gut durchdacht, aber moralische Richtlinien und Normen
sind eine Rarität. Reinster Verstand, wenig Moral.
Die
Demokratie könnte gerade zurzeit als eine herzlose und eiskalte Mutter
beschrieben werden, die ihren Kindern nicht genügend Mitgefühl vermittelt hat.
Doch in Anbetracht der Umstände ist genau dieses Mitgefühl und andere
moralischen Sitten auch in der aufgeklärtesten Gesellschaft ein wichtiger
Bestandteil. Diejenigen, die nicht das Glück hatten, solche Sitten durch ihr
Elternhaus vermittelt bekommen zu haben, sind Menschen mit wenig Verständnis
für das „Andere“. So wie der Gesellschaftstheoretiker Bourdieu bereits
feststellte, dass vieles, was der Persönlichkeit zugeschrieben wird, abhängig
von der frühzeitigen Orientierung sei, die unweigerlich durch das familiäre
Milieu bestimmt werde.[1]
Doch eine gesunde Gesellschaft, eine gesunde Demokratie, sollte ebenfalls Werte
vermitteln, die eine schlechte Luft vermeiden. Es sollen keineswegs Regelungen
aufgezwungen werden, doch es sollten von Beginn an Grenzen aufgezeigt werden,
die eine geschmackvolle Gesellschaft prägen sollten. Diese Gesellschaft sollte
geprägt sein von Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Ordnung, Mehr-als-Toleranz:
Akzeptanz usw. Doch, so wie es aussieht, wird die Demokratie noch selbst an der
Luft ersticken, die sie produziert hat.
Journalisten,
denen unzureichende Ressourcen zugrunde liegen, schreiben unfassbar einseitige
Artikel. Hierbei steht vor allem der Islam im Mittelpunkt. Durch dieses
unzureichend reflektierte Wissen, das an die Otto Normalverbraucher gelangt,
werden Vorurteile geschürt, die wiederrum das Leben im Alltag erschweren. Ganz
nach dem Motto: Daran ist der Islam schuld! Eben weil das doch in der Bild
stand. Doch anstatt einer eigenen Meinungsbildung, saugen die Gehirne der
Bevölkerung solche Informationen wie Schwämme auf. Diese Informationen setzen
sich fest – für immer. Und dem Journalisten mit der knackigsten
Berichterstattung winkt schon der Applaus, wenn nicht gar eine Beförderung zu.
Doch
zurück zur Geschichte mit den Werten: Eine Gesellschaft sollte nicht nur ein
kahles Grundsetz als Richtlinie haben, sondern viel mehr als das. Denn es
herrscht ein gewisses ethisches Defizit im Recht. Das Grundgesetz versucht das
Miteinander von Staat und Gesellschaft zu regeln. Doch tiefgründiger wird es nicht.
Es
soll keinesfalls eine Verordnung von Moral geben, sondern vielmehr sollte die
Bevölkerung auf moralische Normen hingewiesen werden. Kants kategorischer
Imperativ wäre an dieser Stelle eine gute Hilfestellung. Der Hinweis auf ein
moralisch korrektes Handeln könnte sicherlich zu einem enormen Schritt
innerhalb einer Gesellschaft führen. Dies würde das Leben um einiges
erleichtern. Es würde weniger besorgte Bürger*Innen geben und Gruppierungen wie
Pegida o.ä. würden nicht solche Mitgliederzahlen erreichen wie heute. Denn die
sich herauskristallisierende Tendenz der Ablehnung des „Anderen“ (also
Einwanderer) zeigt auf, dass einigen Mitbürger*Innen wohl dieses ethische
Bewusstsein für ein friedliches Miteinander an so manchen Stellen fehlt.
Sie
verharren lieber in ihren eigenen Seifenblasen und stoßt diese mit anderen
zusammen, platzt für sie diese Traumwelt in ihrer Seifenblase, in der sie
leben.