Inzwischen weiß es ganz Deutschland: Der
AfD-Funktionär Björn Höcke schürt in Thüringen Hass gegen eine kleine
muslimische Gemeinde namens Ahmadiyya Muslim Jamaat, womit der Anti-Islam-Kurs
der AfD erstmals eine Form annimmt, die besorgniserregend scheint. Das Problem:
Das Unwissen der Bürger und Bürgerinnen wird ausgenutzt, ohne dass sie es
merken. Sie transformieren zu Marionetten der AfD.
In
einem jüngst veröffentlichten Video auf YouTube, in dem interessanterweise auch
ein Gastredner der PEGIDA zu Wort kam, werden die
Anti-Islamischen-Ressentiments der AfD deutlicher denn je. Parolen werden
gerufen, die in unserer Gesellschaft eigentlich nichts zu suchen haben. Das
Grundrecht auf freie Religionsausübung wird hier mit den Füßen getreten. Was
die AfD vergisst bzw. vergessen lässt ist, dass es sich bei der Ahmadiyya
Muslim Jamaat um eine islamische Reformbewegung handelt, die in den „islamischen
Ländern“ eine Minderheit darstellt und Verfolgungen und Folterungen unterliegt.
Aus diesem Grund leben viele Mitglieder im Exil. Zurück zur Einschränkung der
Religionsfreiheit durch die AfD: Was soll an dieser unsinnigen Partei
demokratisch sein? Man weiß es nicht genau und versucht alles mit dem Recht auf
freie Meinungsäußerung zu rechtfertigen.
Exkurs in die „islamische Geschichte“ á la
Höcke
Die
Anzahl derjenigen, die sich mit dem Islam auskennen, ist sicherlich an einer
Hand abzählbar. Das Perfide an der ganzen Sache ist die Ausnutzung dieses
Unwissens der Bevölkerung, um eigene Machtinteressen zu erzielen. Höcke erzählt
am 18.05.2016 in Thüringen von der damaligen Eroberung Konstantinopels, dem
heutigen Istanbul, und zeigt seine exzellenten Fähigkeiten als Lehrer - und als
Lehrer muss er sich natürlich bestens auskennen und Recht haben- indem er einen kleinen Exkurs über die
Geschichte der Eroberung macht. Die Hagia Sophia war damals eine der
zentralsten Kirchen und wurde dann nach der Eroberung zu einer Moschee
umfunktioniert, so Höcke. Er fragt die Anwesenden Demonstranten, ob sie es
zulassen wollen, dass in naher Zukunft einen Halbmond auf dem Dom zu sehen sein
wird. Die Masse schreit: „Nein! Widerstand, Widerstand, Widerstand…“ Höcke
stellt die „islamische Geschichte“ so
dar, wie er es möchte. Aus dem Kontext gerissen und zum Nutzen seiner Rede. Er
weiß, wo er ansetzen muss, schürt Ängste, die sich letztendlich in einen verbitterten
Hass umwandeln.
Die
Menschen, die sich der AfD hingezogen fühlen, kann keinesfalls eine Schuld zugesprochen
werden. Es sind Bürger und Bürgerinnen, die ihres Erachtens nach endlich ernst
genommen werden. Als Loyalitätszeichen stimmen sie dann allem zu, was die AfD
sagt und tut. Denn sie ist ja DIE Partei, die den absoluten Durchblick hat!
Demokratie mal anders
Das
Verständnis von Demokratie nimmt hier erstmals Züge an, die als Unsinn par excellence
bezeichnet werden könnten. Die Grenzen der Definition von Demokratie weiten
sich zu sehr aus. Was ist Demokratie und was nicht? Klare Vorgaben sind nun
gefragt. Es besteht die Gefahr, dass die Grenze irgendwann nicht mehr zu sehen ist
und die Bundesrepublik daran scheitert. Droht die (eigentliche) Demokratie
Deutschlands zu scheitern? Werden wir uns unterkriegen lassen und uns von der
AfD ein neues Verständnis davon unterjubeln lassen? Denn, wenn dafür plädiert
wird, dass eine bestimmt religiöse Gruppierung ihre Religion nicht länger frei
ausüben darf, dann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem wir langsam dem Abgrund
entgegen laufen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir fallen und am
regungslos am Boden liegen.
Kinder sind die Zukunft
Wie
können wir dem entgegen wirken? In den Kindergärten und Grundschulen kennen
Kinder noch keine Unterschiede zwischen vermeintlich guten und bösen Menschen.
Diese Kategorisierung bildet sich mit dem Habitus, den sie sich im Laufe der
Zeit durch ihr soziales Umfeld aneignen. Genau hier sollte angesetzt werden.
Ein gesundes Verständnis von Demokratie und einem friedlichen Miteinander- der kategorische
Imperativ - könnten in Schulen aufgezeigt werden. Es ist zumindest ein Versuch,
Rattenfängern wie der AfD, aber auch radikalen Salafisten, keine Chance zu
geben. Infiltration? Streng gesehen, ja. Doch alles, was zu Frieden und Ruhe
führt, stellt keine Gefahr dar und ist somit nicht falsch zu bezeichnen. Wir
befinden uns nun mal in einer Zeit, in der wir uns irgendwie vor uns selbst
retten müssen.