Donnerstag, 15. Januar 2015

I'm Muslim - The Voice Of Peace

Wir schreiben den 14.01.2015, kurz nach den Anschlägen in Paris und auch Nigeria. Ich steige in den Bus in meinem recht überschaubaren Wohnort und ich bemerke, wie die anderen Insassen mich anschauen, als sei ein anderes Wesen in den Bus gestiegen. Vielleicht blicken sie einfach aus Gewohnheit nach oben, um zu sehen, wer einsteigt. Doch heute war es anders. In mir stieg das Gefühl der Scham auf. Ich trage ein Kopftuch und dass ich Muslima bin, ist wohl nicht zu übersehen. Gerade ich als gläubige Muslima, die tief vom friedvollen Islam überzeugt ist und weiß, dass die Anschläge niemals mit dem Islam legitimiert werden können, fühle mich heute irgendwie unsicher und von den Blicken der Menschen verurteilt. Ich fühle mich Mitschuldig. Halt. Ich fühle mich nicht so, ich werde dazu gebracht, mich so zu fühlen. Die Berichte in den Medien, die nur so sprudeln als gäbe es keinen morgen, machen die ganze Sache nicht gerade zu einem Zuckerschlecken. 
Ich lächele die Menschen im Bus trotzdem an und setze mich hin. Was geht wohl gerade in den Köpfen dieser, und aller anderen, Menschen vor? Werden wir Muslime jetzt erst recht in die Schublade der radikal-fanatisch-extremistisch..(die Liste ist lang) und gewaltbereiten Menschen gesteckt? Ich fasse es einfach nicht, dass mir das in der deutschen Gesellschaft passiert. In meiner Heimat, die ich so liebe. Ich bin stolz darauf hier geboren zu sein. Doch die ganzen Schuldzuschreibungen bürgen die Gefahr, insgeheim eine gewisse Distanz in den Herzen der Muslime und auch in den Herzen der deutschen Bürger zu schüren und damit eine Kluft zwischen beiden zu schaffen.
Doch dann dachte ich mir, dass es andererseits auch Menschen gibt, die einfach so gut und auch mutig sind und Eigeninitiative zeigen, um den Frieden in der deutschen Gesellschaft zu fördern. Mein Schwiegervater ist Imam einer Moschee in Münster. Er schickte mir ein Bild von einem Zettel, den er kurz nach dem Ereignis in Paris im Briefkasten fand. Folgendes war auf diesem Zettel zu lesen:
            „Liebe Mitglieder der islamischen Gemeinde! Ich möchte Ihnen versichern, dass es noch viele Menschen in Deutschland gibt, die aufgeschlossen und freundlich gegenüber anderen Kulturen und Religionen sind. Wir wissen, dass Gewalt nicht Bestandteil des Islam ist und wir freuen uns über die Bereicherung, die auch von Ihrer Gemeinde (hiermit ist die Ahmadiyya Muslime Gemeinde gemeint) ausgeht. Freundlich Grüße.“
Welch ein Glücksmoment in mir hochstieg. Dieser kleine Zettel gab mir Hoffnung und schenkte mir Mut. Dieser Zettel zeigte mir ganz einfach, dass nur Idioten andere beschuldigen, ohne auch nur einen Moment darüber nachzudenken. Menschen, die in die Falle der medialen Tricks tappen, kann nicht geholfen werden. Menschen, die sich von anderen Gruppierungen (Pegida) beeinflussen lassen, ohne auch nur ein Funken an Eigeninitiative aufzuweisen, kann auch nicht geholfen werden. 
Ich lasse mich nicht von irgendwelchen Schuldzuschreibungen beeinflussen und werde jetzt erst recht zeigen, dass der Islam das Synonym des Friedens ist. I will kill them. With love!


P.S: Gerade an dem Tag, wo mir die Blicke der Bus-Insassen Sorgen bereiteten, sagte der deutsche Fahrer im nächsten Bus mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu mir : Merhaba :). 
Mein Appell an meine Mitbürger*Innen lautet, sich individuell für die Aufrechterhaltungen des Friedens einzusetzen und sei es nur mit einem Lächeln.

Montag, 12. Januar 2015

Spieglein, Spieglein an der Wand...

Wo liegt das Problem, fragt sich die Welt
und sucht überall nach der Wurzel,
doch sie lässt sich einfach nicht finden,
wo stecken sie nur, die großen Übeltäter,
die diese Welt gen Untergang treiben,
sucht in den Hinterhof-Moscheen,
da, wo man sich gut verstecken kann,
sucht in den Himalaya-Gebirgen,
da, wo man sich noch viel besser verstecken kann,
sucht unter den Hauben der Scheikhs und den Kopftüchern,
da, wo alles gut vertuscht werden kann,
irgendetwas muss sich dort doch finden lassen,
wenn nicht, suchen wir nach einem Indiz,
das lässt sich doch immer irgendwie finden,
auch wenn aus unserer bloßen Fantasie entstanden,
so wie die Ängste der Pegida,
die ihre kognitive Dissonanz mit der Angst vor der „Islamisierung“ legitimieren,
und große Märsche inszenieren,
die bitte welches Ziel vor Augen haben?
Vor den Augen, die geblendet sind und vom Sandmann eine extra Dosis Intoleranz verpasst bekommen haben,
als hätten sie die Flüchtlinge in ihren eigenen Wohnzimmern unterzubringen,
doch, wo liegt das Problem, fragt sich auch hier die Welt,
und sucht überall nach der Wurzel,
doch sie lässt sich einfach nicht finden,
wieso sagt der Terrorismus-Experte uns nicht einfach, was Sache ist?
Und wie in aller Welt konnte das in Paris nur passieren?
Alle rücken zusammen, halten sich an der Hand und schreien dagegen auf,
doch, wer spricht sich gegen den zeitgleichen Terror in Nigeria mit 2000 Opfern aus?
Das ist dann doch nicht so schlimm, weil es dort ja anders ist,
anders als im Westen, nicht so aufgeklärt und Etepetete?
Autsch! tut das weh beim Schreiben,
ich denke, ich weiß, so wie viele andere, wo das Problem liegt,
stehen wir auf, und begeben uns einfach vor den Spiegel,
im wahrsten Sinne des Wortes!