Ich
bin voller Wut. Meine Seele unruhig. Ich selbst, Muslima, kann in keinster
Weise die Taten dieser Extremisten nachvollziehen. Frage mich, was sie wohl
dazu bewegt? Ich bin wütend, wenn ich den Namen „Islamischer Staat“ lese/höre.
Denn solche Barbaren können und dürfen nicht mit dem Islam in Verbindung
gebracht werden. Auch wenn sie sich selbst so nennen – na und? Ich nenne sie
einfach nur Barbaren, Terroristen, Unmenschen. Abgesehen davon sterben täglich
Muslime selbst, die dem ISLAM angehören, durch terroristische Anschläge. Warum
also „Islamischer Staat“?
Seit
meiner Kindheit wurde mir beigebracht, dass Friedfertigkeit und Barmherzigkeit
eine/n Muslim/a auszeichnet. Dass das Leid anderer erkannt werden soll und dann
beseitigt werden soll. Dass die Wahrheitsliebe essentiell ist. Und dann kommen
solche Unmenschen, die sich gerne mit dieser
Religion identifizieren möchten. Nein, danke! Das kann und werde ich nicht
akzeptieren! Diese Menschen, die fälschlicherweise davon ausgehen, durch solche
Taten ins Paradies zu gelangen, kennen den Islam doch gar nicht. Haben sie
jemals den Koran gelesen? Jemals aus tiefstem Herzen voller Demut gebetet? Jemals
Barmherzigkeit walten lassen? Sicherlich nicht.
Unwissen
ist das Unheil, das viele Gebiete im Osten verfolgt. Würde die Jugend von
anderen Menschen aufgefangen werden, um ihnen die wahre Essenz des Islam, aber
auch generelles Wissen nahe zu bringen, würde man schon so einiges erreichen. Wissen
erweitert den Horizont und lässt (oft) Vernunft walten. Doch nicht alle Jugendlichen dieser
Länder können hiervon profitieren. Sie unterliegen der Schreckensherrschaft
dieser Terroristen. Ihr Schicksal liegt in den Händen dieser Unmenschen.
Hier
handelt es sich um territoriale und politische Ansprüche – religiöse Vorwände
gelten als Mittel zum Zweck. Die Wahrheit ist, dass es keine Lösung gibt. Wir befinden
uns in dem Modus der Ohnmacht. Frankreich reagiert auf den Terror mit Krieg.
Doch ist das wirklich die richtige Entscheidung? Sollte Frankreich nicht andere
Strategien wählen? Dies sind keine vorwurfsvollen Fragen. Es sind Fragen, die
etwaige Alternativen in Erwägung ziehen, um Krieg aus dem Weg zu gehen. Was
können wir bloß tun? Wie reagieren wir richtig?
Viele
fordern (warum auch immer) nun von Muslimen, dass sie sich deutlich und
öffentlich von diesen Anschlägen distanzieren sollen. Ich und Millionen anderer
Muslime tun dies. Beten über eine (Schweige-)Minute hinaus und flehen Gott um
Hilfe. Im Mittelpunkt des islamischen Glaubens liegt das tägliche Gebet. Ich
bete für die Opfer und die Hinterbliebenen, für Frieden und gegen Terror, für
Gerechtigkeit und gegen Ungerechtigkeit. Dies ist meine Art der Distanzierung
und ich bin fest davon überzeugt, dass dies etwas bewegen kann.
Möge
Gott Gerechtigkeit walten lassen, den Opfern des Terrors in Frankreich und
weltweit das Paradies gewähren, Frieden einkehren lassen und die Terroristen in
jeder Hinsicht zu Verlierern werden lassen!